Reviertransfer Lausitz: Aus SWZ wird NZV

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Der Strukturwandel in der Lausitz läuft inzwischen auf vollen Touren. Selbst vorsichtige Prognosen zeigen deutlich, dass der einst befürchtete Wegfall von Arbeitsplätzen mit den angeschobenen Projekten längst kompensiert ist. Besonders das Bahnwerk in Cottbus markiert einen wichtigen Schritt in dieser Entwicklung. Nun haben auch zwei Milliardenprojekte im Bereich Forschung und Lehre begonnen, die weiteren Aufschwung versprechen.

Das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA)

Das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) hat bereits sein Büro in Görlitz eröffnet und plant, einen zweiten Standort zwischen Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda zu errichten. Dieses Vorhaben ist ein starkes Signal, das Megaprojekt in die Fläche zu bringen. Hier, im Lausitzer Granit, soll ein Untergrundforschungslabor entstehen.

Das DZA hat die Mittel der Konzeptphase genutzt, um eine Probebohrung in der Gemeinde Ralbitz-Rosenthal zu finanzieren und schlägt diesen Standort für das prestigeträchtige Einstein-Teleskop vor. Dieses wäre vergleichbar mit dem CERN in Genf und lässt sich in seiner Dimension auf der Projektseite erahnen. Durch das DZA könnte die Region Lausitz nicht nur wirtschaftlich profitieren, sondern auch internationale Strahlkraft erlangen.

Universitätsmedizin Cottbus als weiteres Großprojekt

Ein weiteres Milliardenprojekt ist die Universitätsmedizin Cottbus, die mit rund 3,7 Milliarden Euro gefördert wird und bereits im Sommer gestartet ist. Kurz vor Redaktionsschluss wurde in Cottbus Deutschlands modernste Notaufnahme eröffnet, die international auf Beachtung stößt. Gleichzeitig wurden 85 Millionen Euro für den Ausbau des Digitalen Leitkrankenhauses bereitgestellt.

Auch dieses Megaprojekt dehnt sich in die Breite aus. Der Start der neuen Notaufnahme wurde von der ersten Netzwerkkonferenz zum Aufbau der Modellregion Gesundheit Lausitz begleitet. Diese Modellregion soll grenzüberschreitend Akteure der Gesundheitswirtschaft sowie Hochschulen und Verbände vernetzen und Pionierarbeit in der digitalen Patientenbetreuung und -versorgung leisten. Damit könnte die Lausitz eine Vorreiterrolle in der Gesundheitsversorgung für ganz Deutschland einnehmen.

Herausforderungen bei der politischen Akzeptanz

Trotz dieser positiven Entwicklungen spiegelt sich der Strukturwandel nicht in den Wahlergebnissen der Landtagswahlen dieses Jahres wider. Auch die Ergebnisse der Kommunal- und Europawahlen in der Region zeigen eine starke Skepsis gegenüber politischem Handeln. In manchen Wahlkreisen des Landkreises Bautzen erreichte die AfD über 50 % der Stimmen, was die große Distanz vieler Menschen zu den aktuellen politischen Prozessen verdeutlicht.

Viele Lausitzer scheinen die neuen Realitäten und positiven Entwicklungen nicht anzunehmen oder nicht zu erkennen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass nach den Wahlen nicht einfach zum Tagesgeschäft übergegangen wird. Stattdessen sollten sich Akteure aus Politik, Wirtschaft und regionalen Institutionen zusammenschließen, um gemeinsam Lösungen zu finden.

Net Zero Valley als Schlüsselprojekt für die Lausitz

Ein Schlüssel zur Bewältigung der Herausforderungen könnte der breit angelegte Beteiligungsprozess sein, in dessen Rahmen sich viele Lausitzer Akteure auf den Weg machen, das erste Net Zero Valley Europas zu schaffen. Hier hat die Lausitz zumindest deutschlandweit die Nase vorn.

Es gilt nun, den Menschen und Unternehmen von Anfang an verständlich zu machen, welche Vorteile sie von diesem Projekt erwarten können. Im Kern geht es dabei um industrielle Wachstumsbranchen, gut bezahlte Arbeitsplätze und persönlichen Wohlstand. Was einst der Traum der Lausitz als Sonderwirtschaftszone (SWZ) war, könnte sich mit dem Net Zero Valley (NZV) erfüllen. Dieses Projekt birgt das Potenzial, ein neues Narrativ und einen neuen Stolz für die Region zu schaffen – und vielleicht auch eine neue Begeisterung für die Demokratie.

Zukunftsvision für die Lausitz

Der Strukturwandel in der Lausitz ist mehr als nur eine wirtschaftliche Neuausrichtung. Er bietet der Region die Chance, sich neu zu erfinden und sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich wieder an Bedeutung zu gewinnen. Der Erfolg der Projekte hängt jedoch davon ab, dass die Menschen vor Ort mitgenommen und überzeugt werden. Der Reviertransfer könnte dazu beitragen, dass jeder zum Unterstützer dieser Entwicklung wird.