Grüner Stahl für eine grüne Zukunftsregion
Foto: Bernd Geller
ArcelorMittal rückt samt Stahlstadt per Net Zero Valley vom Rand in die wirtschaftliche Mitte der Lausitz
Wer auf historische Lausitzkarten schaut, wird in deren nördlichstem Zipfel das kleine Fürstenberg an der Oder finden. Genau dort wurde zu DDR-Zeiten mit Eisenhüttenstadt die sozialistische Planstadt schlechthin rund um ein Stahlwerk errichtet. Genaugenommen gehören Werk und Stadt also seit jeher zur DNA der Lausitz, auch wenn Gebietskulissen inzwischen andere administrative Linien gezogen haben. Mit dem Wandel der Lausitz und vor allem mit dem Bekenntnis der Lausitz zum Net Zero Valley kommt nun wieder zusammen, was zusammengehört.
Grüner Stahl braucht grüne Energie
ArcelorMittal beabsichtigt, bis 2030 zwei Hochöfen (je einen in Bremen und in Eisenhüttenstadt) durch Elektrolichtbogenöfen und eine Direktreduktionsanlage zu ersetzen. Die neuen Anlagen sollen perspektivisch grünen Wasserstoff einsetzen, sobald dieser zu international wettbewerbsfähigen Preisen und in ausreichender Menge verfügbar ist. Eine weitere Grundlage für eine positive finale Investitionsentscheidung des Konzerns bis Mitte 2025 zum Umbau der Stahlherstellung ist der Aufbau grüner Leitmärkte, um CO2-reduzierten Stahl wettbewerbsfähig zu machen. Hier bahnt sich gleich in zweifacher Hinsicht ein Zusammenspiel mit der Lausitz an. Sie kann auf Grundlage der GigawattFactory zum Grünstromland und Energielieferanten werden, andererseits könnten Produktionsansiedlungen für neue Technologien klimafreundlichen Stahl vor Ort beziehen. Das wirtschaftliche Wechselspiel birgt aber deutlich mehr Potenzial.
Dekarbonisierung in Strukturen und Köpfen
ArcelorMittal verfügt bereits über Knowhow in Kooperationen und Partnerschaften mit potenziellen Wasserstofflieferanten, Anlagenbauern für Windenergie und auch Naturschutzbünden. In Eisenhüttenstadt wird eine Pilot-Elektrolyse gebaut, um erste Erfahrungen mit Wasserstoff in der Logistik zu sammeln. Auch an der sozialen Transformation wird intensiv gearbeitet, da mit neuen Anlagen und anderer Produktionstechnologie auch neue Berufe entstehen. Von alldem kann ein Net Zero Valley Lausitz profitieren. Im Gegenzug liefert es einen entscheidenden Vorteil, wenn es um dringend benötigte kluge Köpfe in der Planung, dem Bau und dem Betrieb der Anlagen auch in Eisenhüttenstadt geht. Denn ein wichtiger Baustein für Net Zero Valleys widmet sich Kompetenzen und den „Skills der Zukunft“. Auch ein künftig grünes Stahlwerk profitiert von der Anziehungskraft einer einzigartigen Kaderschmiede für Zukunftsberufe.
Beschleunigung für die Lausitz
ArcelorMittal bietet der Lausitz schon rein strukturell durch den Anschluss ans Wasserstoffnetz Vorteile, das entscheidende Infrastruktur quasi an die Lausitzer Haustür liefert. Das Unternehmen ist mit seinem Bekenntnis zu grünem Stahl und einer 1,3 Milliarden Förderung für das Gesamtinvestment von rund 2,5 Milliarden Euro in Eisenhüttenstadt und Bremen aber auch im Fokus der EU und der Bundespolitik. Das Mindset und die Ausrichtung korrespondieren mit dem europäischen Green Deal – dieser Logik folgte der Stahlkonzern auch mit einer Präsenz beim Besuch des EU-Kommissars Breton am 17. Mai 2024 in der Lausitz und einem Bekenntnis zu einem Net Zero Valley Lausitz. Geplante Infrastruktur, gesammelte Erfahrungen, der Pioniergeist und die schiere Größe des Vorhabens in Eisenhüttenstadt sind ein echtes Zugpferd am Strang der Lausitz. Und genau diese neue Gemeinsamkeit könnte für eine künftige Lausitzkarte sorgen, in deren wirtschaftlicher Mitte grüner Stahl aus Eisenhüttenstadt Teil einer neuen Zukunftsindustrie ist.